vom 27.08.2024

Thema: Sanierung der Bahnstrecke Hamburg – Hannover

Die Diskussion mit den Nimbys geht weiter
Kein Ausbau bei Generalsanierung
VON DENNIS THOMAS

Die Bahn sieht eine Streckenerweiterung 2029 als nicht umsetzbar. Dafür soll es aber schon 2026 Bauarbeiten geben
Lüneburg/Uelzen. Bei der geplanten fünfmonatigen Generalsanierung 2029 der Bahnstrecke Hamburg-Hannover wird ein drei oder gar viergleisiger Ausbau zwischen Lüneburg und Uelzen nicht möglich sein, das machten Vertreter der Deutschen Bahn am Montagnachmittag in einem Pressegespräch deutlich.
Zuvor hatte der Bahnkonzern im Uelzener Kreishaus eine neue Infotour gestartet, um mit den Vertretern der Kommunen entlang der Bahnstrecke ins Gespräch zu kommen. Doch auch wenn es zunächst keinen durchgehenden Streckenausbau geben wird, sind sogenannte XXL-Maßnahmen auch am Bahnhof Lüneburg geplant. Außerdem sollen einige Arbeiten doch bereits 2026 erfolgen, wofür die Strecke zehn Wochen voll gesperrt werden soll.
Erst kürzlich hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) erklärt, dass sich Bund, Bahn und Land Niedersachsen auf eine „erweiterte Generalsanierung“ 2029 verständigt hätten, um „so viel wie möglich vom Konzept des ‚optimierten Alpha-E‘ realisieren zu können.“ Ein dreigleisiger Ausbau bedürfte aber eines Planfeststellungsverfahrens. Das sei zeitlich bis 2029 kaum machbar. Und auch die fünfmonatige Bauzeit würde dafür keinesfalls ausreichen, betonte Dieter Olliges, Leiter der Generalsanierung Hamburg-Hannover bei der DB-Infrastrukturtochter Infrago. „Das Thema Alpha-E und Generalsanierung muss man trennen.“
Die Verschiebung der Generalsanierung indes von 2026 auf 2029 auf Wunsch des Landes ermögliche aber, dennoch größere Maßnahmen umzusetzen, die sonst nicht im Bauprogramm enthalten gewesen wären, bestätigten die Bahnvertreter auf LZ-Nachfrage. So soll laut Olliges beispielsweise das Gütergleis auf der Westseite des Lüneburger Bahnhofs reaktiviert und eine Zweigleisigkeit hergestellt werden, die in den Nordkopf einbindet. Zusätzlich seien dort weitere Abstellgleise geplant sowie die Erweiterung des Bahnsteigs 3 auf der Ostseite.
Ebenfalls auf dem Zettel für 2029 hat die Infrago unter den sogenannten XXL-Maßnahmen den Bau neuer Weichenverbindungen bei Bardowick, den Bau eines neuen, 220 Meter langen Bahnsteigs im Bahnhof Uelzen sowie ein zusätzliches, 740 Meter langes Überholgleis bei Bienenbüttel für bis zu 700 Meter lange Güterzüge.
Grundsätzlich gehe es bei der Generalsanierung der insgesamt 163 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover um „robuste Infrastruktur und Qualität“ an den Bahnhöfen, unterstrich Bahnsprecher Peter Mantik. Und Olliges sagte: „2029 machen wir tutti completti alles, was technisch abgängig ist.“ Die Bandbreite reiche von Brücken über Stützwände, Leit und Sicherungstechnik, Oberleitungen, Lärmschutz bis hin zu den Bahnhöfen. Das gesamte Maßnahmenpaket für 2029 sei allerdings noch in der Klärung, die circa noch ein halbes Jahr dauern könnte.
Fest steht aber dafür etwas anderes: „Man schafft es nicht, in einer fünfmonatigen Generalsanierung alles umzusetzen, was technisch möglich ist“, sagte Mantik. Deshalb werden einige Maßnahmen bereits auf 2026 vorgezogen. Das Ganze nennt sich dann im Bahnsprech „Qualitätsoffensive“ und bedeutet auf der Strecke eine erste zehnwöchige Sperrung, aktuell terminiert vom 1. Mai bis 10. Juli 2026. Dank des 2014 fertiggestellten dritten Gleises zwischen Lüneburg und Stelle werde aber ein Nahverkehr auf der Schiene zwischen Lüneburg und Hamburg auch während der Streckensperrung möglich sein, hieß es.
Bei den Bauarbeiten 2026 sollen im Vorgriff rund 100 Kilometer Gleise erneuert werden sowie circa 70 Weichen und dergleichen mehr. Die größte Maßnahme in dem Jahr werde aber der Ersatz des mehr als 50 Jahre alten Stellwerks Uelzen durch ein elektronisches Stellwerk sein. Das sei laut Olliges in der kurzen Zeit noch nie in Deutschland umgesetzt worden.
Laut Sprecher Mantik würden allein in den zehn Wochen rund 300 Millionen Euro verbuddelt, „das ist historisch“. Mantik weiter: „Und 2029 sprechen wir dann von Milliarden, auch wenn das noch nicht ganz zu beziffern ist.“
Und was wird jetzt aus dem „optimierten Alpha-E“, das bei der Bahn unter dem Namen „Hamburg/Bremen-Hannover“ läuft? Das Projekt laufe parallel weiter. Dazu befinde sich die Bahn weiter auch im Gespräch mit dem Bund sowie dem Land Niedersachsen, um beispielsweise doch den Bau einer Neubaustrecke in der Region zu klären. Für eine weitere Bewertung müssen aber noch die Zugzahlenprognosen des Bundes für den Zeithorizont 2040 abgewartet werden, hieß es.